Christine Nöstlinger und ihre Buchstabenfabrik im Karikaturmuseum Krems

29.12.2021

Die Weihnachtsferien haben wir auch für einen Besuch im Karikaturmuseum Krems genutzt. Dort läuft derzeit die Ausstellung “Chrstine Nöstlinger und ihre Buchstabenfabrik”.

Die Ausstellung zeigt originale Buch-Illustrationen, die die beliebte Wiener Kinderbuchautorin Christine Nöstlinger (1936-2018) anfangs noch selbst gezeichnet hat, aber auch später, von ihren Töchtern Christiane Nöstlinger und Barbara Waldschütz geschaffene Illustrationen.

Außerdem präsentiert die Ausstellung Werke der Illustratorinnen Stefanie Reich und Sophie Schmid sowie von Michael Roher. Der in Krems aufgewachsene Illustrator war übrigens erster Preisträger des neu geschaffenen Christine-Nöstlinger-Preises.

Für Österreicherinnen und Österreicher meiner Generation – ich wurde 1975 geboren – und die jeweils halbe Generation vor und nach mir, sagen wir also so ungefähr die Jahrgänge 1965 bis 1990, war Christine Nöstlinger natürlich eine der prägendsten Jugendbuchautorinnen. Seien es die Kriegserlebnisse unserer Großelterngeneration, die auch noch auf uns nachgewirkt haben, sei es die Ausgrenzung von ärmeren, dickeren oder – wie bei Nöstlingers Erstlingswerk “Die feuerrote Friederike” – rothaarigen Kindern oder einfach die gefühlte graue und phantasielose Welt unserer vermeintlich braven und angepassten Elterngeneration: Bei all diesen Themen waren uns die Bücher von Christine Nöstlinger nicht nur Unterhaltung, sondern fast schon Lebenshilfe.

 

Christine Nöstlinger, Die feuerrote Friederike, 1970 © Christine Nöstlingers Buchstabenfabrik GmbH, www.christine-noestlinger.at

Christiana Nöstlinger – Mini ist verliebt 1999 © Christine Nöstlingers Buchstabenfabrik GmbH, www.christine-noestlinger.at

Beim Besuch der Ausstellung mit meinem achtjährigen Sohn ist mir bewusst geworden, dass sich mittlerweile doch viel geändert hat. Die Ausgrenzung von Rothaarigen klingt für einen Volksschüler heute schon richtig absurd und das ist auch gut so. Auch der 2. Weltkrieg liegt nun schon so lange zurück, dass er für die heutigen Kinder kaum noch greifbar, auf jeden Fall keine Belastung mehr ist. Last but not least hat sich wohl gezeigt, dass meine Generation zwar nicht einmal ansatzweise so rebellisch wurde, wie es unsere Elterngeneration in Wirklichkeit war, dafür trauen wir uns aber, uns auch unseren Kindern gegenüber bunter und nicht ganz so brav, angepasst und perfekt zu geben. Dafür gibt es heute aber andere Probleme und Herausforderungen für unsere Kinder und ich würde mir für meinen Sohn und die Kinder seiner Generation wünschen, dass sich wieder so eine Autorin “herauskristallisiert”, die so gekonnt seine Generation ansprechen kann.

Apropos Kinder. Themen wie Sexualität (z.B. im Buch “Andreas oder Die unteren 7 Achtel des Eisbergs”) wurden bei der Ausstellung eher ausgeklammert. Auch mit der oft derben Sprache ist man in der Ausstellung eher nur theoretisch konfrontiert, sodass ein Besuch auch mit Volksschulkindern möglich ist.

Die Ausstellung ist somit auf jeden Fall besuchenswert. Aufgrund von Covid-19 wurde sie übrigens bis 3. Juli 2022 verlängert. Nähere Informationen gibt es auf www.karikaturmuseum.at.

Mehr zu Christine Nöstlinger gibt es auch auf www.christine-noestlinger.at.

Christine Nöstlinger, Die feuerrote Friederike, 1970 © Christine Nöstlingers Buchstabenfabrik GmbH, www.christine-noestlinger.at

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