Vier grandiose Ausstellungen in der Landesgalerie Niederösterreich

31.12.2021

Vor ein paar Tagen habe ich wieder einmal die Landesgalerie Niederösterreich in meiner Heimatstadt Krems besucht. Leider war das Wetter etwas trist (wahrscheinlich wäre ich sonst eh wandern gegangen) und somit ziehe ich vor, hier Fotos des von Marte.Marte Architekten geplanten Bauwerks aus meinem Archiv zu präsentieren.

Doch lassen wir die Architektur Architektur sein und begeben uns ins Innere. Ausgerechnet im Keller ist die Ausstellung zu sehen, die meiner Meinung nach der derzeitige Höhepunkt ist. Die noch bis 6. Februar 2022 laufende Ausstellung Auf zu Neuem. Drei Jahrzehnte von Schiele bis Schlegel aus Privatbesitz zeigt rund 150 Werke von 30 Künstler/innen aus Privatsammlungen, die drei prägende Zeitabschnitte der österreichischen Kunst des 20. Jahrhunderts repräsentieren: Die Jahre von 1908 bis zum 1. Weltkrieg, das erste Jahrzehnt nach dem 2. Weltkrieg und die 1990er-Jahre.

Was die erste Phase betrifft, so hat man hier die seltene Chance, Werke von Klimt, Schile, Kokoschka und anderen Künstler/innen zu sehen, die man sonst nicht zu Gesicht bekommt. Alleine deswegen zahlt sich ein Besuch in der Landesgalerie schon aus. Was die Nachkriegszeit betrifft, war ich selbst erstaunt, wie viel Innovatives und Neues bereits in der Besatzungszeit entstanden ist, zumal ja oft das Bild vorherrscht, Österreich hätte selbst das Jahr 1968 verschlafen.

Um das Thema “Aufbruch” geht es auch im Erdgeschoß und im 1. Stock. Die Schau Aufbrüche. Künstlerinnen ds Art Club läuft noch bis 6. März 2022 und zeigt Werke österreichischer Frauen von 1945 bis in die 1970er-Jahre. Auch hier hat mich – selbst wenn ich einige Künstlerinnen vom Namen her, eine sogar persönlich kannte – überrascht, wie mutig und innovativ heimische Künstlerinnen, die eigentlich der Generation meiner Großmütter angehören, schon kurz nach dem Krieg waren.

Egon Schiele, Zerfallende Mühle

Aufbrueche Landesgalerie Niederösterreich © Raffael F. Lehner

Vergleichsweise konservativ geht es im 2. Stock zu. Die ebenfalls bis 6. März 2022 laufende Ausstellung Wachau. Die Entdeckung eines Welterbes zeigt vor allem romantische Darstellungen der Wachau aus dem 19. Jahrhunderts. Die tiefgehenden Informationen machen die Ausstellung dennoch interessant, zumal alle, die die heutige Landschaft nicht so gut kennen wie wir Einheimische die Möglichkeit haben, sie gleich nach dem Ausstellungsbesuch zu erkunden.

“On top” befindet sich im 3. Obergeschoß dann noch die Ausstellung Viva Archiva!. von Helmut und Johanna Kandl. Wer die Ausstellungen der vorangegangenen Jahre gesehen hat, weiß, dass es “ganz oben” meistens auch etwas kurios zugeht. Das österreichische Künstlerehepaar zeigt in der Schau verschiedenste Fundstücke aus ihrem Privatarchiv. Fotos, Bücher, Videomaterial, Zeitungsausschnitte und diverse Objekte – oft “Souvenirs” ihrer Recherchereisen, ergeben in Summe eine etwas chaotische, aber gleichsam unterhaltsame wie tiefgründige Tour de Force durch die jüngere Geschichte, vor allem der ehemals kommunistischen Länder, aber auch durch die Lebensgeschichte des Paares. Dadurch regen sie aber auch die Besucher/innen an, darüber nachzudenken, wie man selbst in die Zeitgeschichte eingebunden und von ihr betroffen ist.

Fazit: Egal, ob man die Landesgalerie nun wie ich für ein architektonisches Meisterwerk oder eher das Gegenteil hält, die derzeitigen Ausstellungen halten wieder für fast alle Geschmäcker etwas parat. Wer jetzt Krems oder die Wachau besucht, sollte einen Besuch unbedingt mit einplanen, so lange es die Covid-19-Schutzmaßnahmen es noch erlauben. Nähere Informationen gibt es auf lgnoe.at!

Landesgalerie Niederösterreich: Wachau. Die Entdeckung des Welterbes (1.7. – 6.3.2020) //www.lgnoe.at/de/ausstellungen/15-wachau | Foto: eSeL

Ausstellungsansicht Helmut und Johanna Kandl © Raffael F. Lehner

 

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