KGM Torres EVX – Mit Mr. Anonym zum Billa Plus (Kurztest)
08.11.2025
Wenn Sie KGM nicht kennen, ist das nicht schlimm. Es zahlt sich aber aus, den KGM Torres kennen zu lernen!
Im Rahmen der Mobilitätsveranstaltung “Men’s World” durfte ich den KGM Torres EVX einem kurzen Test unterziehen.
KGM, KGM, da war doch was! Richtig, KGM stand von 1970 bis 1995 für “Konsum Großmarkt”. Nach der Pleite wurden dann andere Supermärkte wie Eurospar, LÖWA (auch schon Geschichte) oder im Fall Krems Merkur daraus. Sie wissen schon, der Markt mit dem “Mr. Ano Nym”, der mittlerweile “Billa Plus” heißt. Was liegt da näher, als das erste Foto gleich einmal beim Billa Plus zu machen.
Nun, mit den insolventen Genossenschaftssupermärkten hat die Automarke KGM natürlich nichts zu tun. Begonnen hat alles 1954 in Südkorea unter dem Namen Ha Dong-hwan Motor Workshop und für die US-amerikanische Armee produzierte Jeeps. Später hieß die Firma dann Dong-A Motor. Diese wurde wiederum von der SsangYong Group übernommen, und diesen Namen kennen Sie vielleicht. Später ging das Unternehmen an Daewoo, einige Modelle wurden bei uns auch als Daewoo verkauft. 2004, also noch ein Jahr bevor bei uns begonnen wurde, Daewoo-Fahrzeuge unter dem Namen Chevrolet zu verkaufen, ging das Unternehmen an die chinesische SAIC. Entsprechend wurden die Fahrzeuge bei uns wieder unter dem Namen SsangYong verkauft. 2011 erfolgte die nächste Übernahme, diesmal durch die indische Mahindra & Mahindra Limited. Neun Jahre später war SsangYong insolvent. Die Rettung erfolgte dann durch die koreanische KG Group. KG ist ähnlich wie LG oder Hyundai ein großes koreanisches “Chaebol”, also ein Industriekonglomerat, das in verschiedensten Bereichen aktiv ist. Für Superbesserwisser mit gutem Gedächtnis: KG steht für Kwak Jae-Sun und die von ihm 2003 aufgekaufte Firma Gyeonggi Cheimical. Die Autosparte wurde entsprechend in KG Mobility oder kurz KGM umbenannt.
Mit Ausnahme vom gelinde geschrieben etwas seltsam aussehenden Minivan Rodius, war SsangYong bei uns immer nur mit Geländewagen, SUVs und Pick-Ups präsent. So ist auch dem elektrischen Torres EVX die Geländekompetenz der Marke zweifelsfrei anzusehen – auch wenn er leider nur mit Frontantrieb erhältlich ist.
Dank einer kurzen Kooperation mit Daimler gab es darüber hinaus in Korea noch den Frontlenker-Kleinbus Istana (auf Basis des bei uns eher berüchtigten MB 100) und die Luxuslimousine Chairman (auf Basis der E-Klasse W124, aber optisch stark an die “fette” S-Klasse W140 angelehnt).
In Zeiten fetter Firmenlogos und -schriftzüge etwas ungewöhnlich gibt der Torres jedoch den Mr. Anonym unter den zeitgenössischen SUVs. Auf der Heckklappe, die ein bisschen so aussieht, als würde sich das Reserverad darin befinden, steht zwar “Torres EVX”, der Name KGM ist jedoch weder hinten noch vorne zu finden,…
sondern lediglich auf den Radnabenabdeckungen.
Anders als der Griff an der Heckklappe vermuten lässt, öffnet diese nicht zur Seite, sondern nach oben. Einen Zweck erfüllt übrigens auch der Griff keinen, denn die Klappe öffnet elektrisch, entweder über den Funkschlüssel oder über den Knopf im Griff.
Dahinter befindet sich ein gigantischer Kofferraum mit einem Volumen von 839 Litern. Soviel gibt es sonst nur in den PKW-Versionen von Kangoo, Berlingo & Co.. Bei so viel Platz stellt sich die Frage, warum es den Torres nicht auch als Siebensitzer gibt.
Auch der Innenraum ist großzügig bemessen.
Besonders erfreulich sind auch die wertigen Material, die gekonnt und stilvoll eingesetzt sind. Als einer von wenigen Herstellern gibt es auch einen Platz für den Autoschlüssel, den man ja bekanntlich eher nicht auf die induktive Smartphone-Ladestation legen sollte, wozu man aber bei vielen Fahrzeugen verleitet wird.
Beim Fahren ist der Torres EVX ein angenehmer Zeitgenosse. Mit seinen 207 PS sprintet er in 8,1 Sekunden von 0 auf 100. Ansonsten wirkt er sanfter, als er tatsächlich ist. Entsprechend oft fährt man dann zu schnell und wird durch einen richtig grauslichen Warnton geschimpft.
Ob man den abstellen oder verändern kann, weiß ich leider nicht. Um die vielen Features des Torres auszureizen muss man sich nämlich schon ein bisschen mit dem Menü beschäftigen, wofür ich aber leider keine Zeit hatte.
Bei einem WLTP-Verbrauch von 18,65 kWh/100 km sollte der 73,4 kWh-Akku für 462 km reichen. Andere bieten zwar mehr Reichweite, laden aber nicht so schnell nach. Hier muss jeder selbst wissen, wo seine Prioritäten sind. Für Familien, die nur hin und wieder längere (Urlaubs)fahrten machen, ist der KGM natürlich optimal, denn schon eine 37-minütige Pause reicht, um den Akku von 10% auf 80% aufzuladen.
Auf den Akku gibt KGM übrigens 1 Million Kilometer oder 10 Jahre Garantie. Ich persönlich könnte damit also in den nächsten 10 Jahren täglich 45 mal von meiner Wohnung zum Billa Plus und zurück fahren. Oder mir einen Job in Salzburg suchen und pendeln oder… Keine Ahnung, mir wollen einfach keine realistischen Szenarien einfallen. Die Million ist wohl auch eher ein Wert, um Vertrauen zu wecken. Auf das Fahrzeug selbst gibt es übrigens 7 Jahre oder 150.000 km Garantie.
Last but not least ein paar Anmerkungen zum Preis. In Österreich gibt es den Torres EVX ab 39.890,- Euro. Derzeit (ich weiß leider nicht, wie lange das gilt) mit E-Mobilitäts- und Finanzierungsbonus sogar um 35,990,- Euro. Das ist jetzt kein Tippfehler! Wir sprechen von einem mittelgroßen SUV mit riesiger Beinfreiheit und gewaltigem Kofferraum zum Preis eines Kompaktklassekombis (Octavia Combi, Golf Variant, Focus Turnier etc.) mit ca. 150 PS – und dazu noch sehr lange Garantiezeiten. Bitte fragen Sie den Händler einer deutschen Automarke Ihrer Wahl, wer zahlt, wenn nach 6 Jahren und 11 Monaten die Steuerkette eines Beziners reißt und einen kapitalen Motorschaden verursacht.
Fazit
SsangYong ist mit neuem Namen zurück. Das erste E-Fahrzeug der Marke überzeugt mit rustikalem, aber dennoch gefälligem Design, hoher Qualität und stimmigem E-Antrieb. Wer sehr viel Platz für die Familie braucht, wird zu dem Preis nur wenig anderes mit halbwegs angemessener Leistung finden, auch nicht mit Verbrennermotor!
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