Renault 4 - L'art de vivre electrique (Kurztest)

Renault 4 E-Tech – L’art de vivre electrique (Kurztest)

22.06.2025

Bei der Fahrt über Weinberge und durch Kellergassen offenbart sich der wahre Charakter des Renault 4 E-Tech.

Auf einmal ging alles ganz schnell und jetzt ist er da! Der neue Renault 4 E-Tech steht jetzt – ungefähr ein dreiviertel Jahr nach dem Renault 5 E-Tech – bei den Renault-Händlern. Im Autohaus Mitterbauer-Smola durfte ich mir gleich einmal einen fast noch jungfräulichen Vorführwagen schnappen und einem kurzen Test unterziehen.

Vier Türen, eine Heckklappe und Frontmotor: Das Basiskonzept des R4 war bei seiner Präsentation 1961 eine Revolution und legte das fest, was heute praktisch sämtliche Klein- und Kompaktwagen definiert. Der R4 ist mehr als nur ein Klassiker, der die Massenmotorisierung vorangetrieben hat, sondern wohl die einflussreichste automobile Entwicklung in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg.

Kein so leichtes Erbe für den R4 E-Tech!

Renault 4 E-Tech - L'art de vivre electrique (Kurztest)

Als Kind der 1970er ist meine Erinnerung natürlich von vielen bunten, bevorzugt roten und gelben Renault 4 geprägt. Meine leichte Enttäuschung über das “Urban-Grau” legt sich jedoch nach einer kurzen Internetrecherche. In den 1960er-Jahren wurde der R4 tatsächlich vorrangig in pastelligen Beige-, Braun-, Grau- und Blautönen verkauft, bunt kam erst später.

Bis auf Karmesinrot muss man leider auch beim neuen R4 noch auf buntere Farben warten. Diese kommen jedoch bestimmt, genauso wie das “plein sud”-Stoffschiebedach.

Das Design ist gelungen, der neue sieht natürlich ein bisschen gedrungener, ein bisschen schnuckeliger, um einiges sportlicher und vor allem viel wertiger aus als das Original.

Renault 4 E-Tech - L'art de vivre electrique (Kurztest)

Das Cockpit des R4 ist mit dem des R5 praktisch ident. Wären da nicht vielleicht ein paar offene Ablagen, wie sie der Citroën ë-C3 hat, angemessener? Ein bisschen nacktes Blech?

Bei der Motorisierung Ähnliches. War die Spitzenmotorisierung des R4 noch die Basismotorisierung des R5, so gibt es heute dieselben Leistungsstufen in beiden Autos. Dazu kostet der R4 anders als bei den historischen Modellen sogar noch mehr als der R5. Immerhin gibt es im R4 dafür mehr Platz im Kofferraum und im Fond sowie eine aufrechtere Sitzposition.

Renault 4 E-Tech - L'art de vivre electrique (Kurztest)
Renault 4 E-Tech - L'art de vivre electrique (Kurztest)

Ist der R4 also nur die SUV-Version des R5? Also so etwas wie der Captur zum Clio? Oder geht es hier doch um etwas anderes?

Doch zuerst einmal raus zur Hafenkreuzung. Wenn man die so anfährt, dass man bei rot zu stehen kommt, kann man sicher und legal die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h testen, sobald es grün ist.

Nachdem ich einen sportlichen Golf “verblasen” habe, merke ich, dass ein Renault 4 doch etwas anderes ist als ein Renault 5. Es fühlt sich nicht nur etwas anders an, weil sich das Auto wegen des vergleichsweise weicheren Fahrwerks etwas mehr aufbäumt, sondern es fühlt sich irgendwie falsch an. Keineswegs unsicher, eher unpassend. Man muss halt nicht alles machen, nur weil man es kann.

Renault 4 E-Tech - L'art de vivre electrique (Kurztest)

Also wieder runter von der Schnellstraße, ab in die Kellergassen und Weinberge. Es ist die Möglichkeit, in den frühen Abendstunden gute Fotos zu machen, die mich dorthin zieht. Doch schon bald merke ich, dass das jetzt das bevorzugte Revier des R4 ist.

Mittlerweile genieße ich das für mich anfangs zu luxuriöse Ambiente. Wenn es nur um maximalen Nutzwert auf minimalen Raum geht, hat der R4 sowieso schon vor fast 30 Jahren im Kangoo seinen würdigen Nachfolger gefunden. 

Renault 4 E-Tech - L'art de vivre electrique (Kurztest)

Das Fahrwerk erweist sich als absolut komfortabel und bügelt die meisten Unebenheiten einfach aus. Das Schaukeln und Wanken des Urahnen ist natürlich Geschichte. Der neue R4 fühlt sich genauso sicher an wie der neue R5. Klar ist er selbst im Sportmodus nicht so ein Kurvenfresser wie der kleine Bruder, aber das braucht er auch nicht sein.

Renault 4 E-Tech - L'art de vivre electrique (Kurztest)

Langsam geht die Sonne unter und das Grau ist nicht mehr nur grau, sondern reflektiert die Umgebung in den schönsten Farben wieder. Es geht bergauf und bergab und nichts macht dem R4 etwas aus. So unpassend sich der Ampelsprint angefühlt hat, so dankbar bin ich jetzt, stets mehr als genügend Leistung abrufbar zu haben, um die nächste Steigung mühelos zu bewältigen.

 

Renault 4 E-Tech - L'art de vivre electrique (Kurztest)

Je länger die Fahrt dauert, desto mehr genieße ich. Klimaanlage aus, Fenster runter. Elektrische Fensterheber statt Schiebefenster, kein Motorenlärm, kein Benzingeruch und kein Gestank, auch nicht von einer Gauloise Filtre. Wie damals, nur auf den reinen Genuss reduziert und absolut mühelos.

Verbrauch? Theoretisch wie beim R5, praktisch aber darunter, weil man einfach zu einem anderen Fahrstil verleitet wird. Reichweite? Egal. Wichtig ist mir jetzt nicht mehr, wann ich zum nächsten Schnelllader muss, sondern ob es dort frisches Baguette und frische Croissants gibt. Ich hoffe, dass das die Renault-Programmierer schon in die Navigations-App eingebaut haben.

Renault 4 E-Tech - L'art de vivre electrique (Kurztest)

Die Abenddämmerung setzt ein, letzte Chance für Fotos, ein letzter Fotopoint direkt an der Donau. Während sich einer der längsten Tage des Jahres zu Ende neigt, dämmert es mir. Es ist nicht die Demokratisierung des Autos, die mit dem R4 erreicht werden soll, das hat das Original (in Frankreich zusammen mit dem Citroën 2CV, bei uns mit Käfer & Co.) längst bewältigt. Es geht auch nicht um die Demokratisierung der E-Mobilität, dafür hat man im Konzern den Dacia Spring. Das Raumwunder heißt ohnehin Kangoo und den gibt es auch schon lange elektrisch.

Um was es hier geht, ist die Demokratisierung des souveränen Fahrgenusses, bei dem die Leistung vorrangig der Sicherstellung der Mühelosigkeit dient.

Renault 4 E-Tech - L'art de vivre electrique (Kurztest)

Bald wird es dunkel, ab nach Hause. Mühelos parke ich ein. Auch ohne Massagesitze und natürlich auch ohne Gauloises fühle ich mich jetzt nach zwei Stunden Autofahrt entspannter als zuvor.

Jetzt mache ich mir eine Flasche Rotwein auf. Ich freue mich auf einen längeren Test, vielleicht dann schon mit “plein-sud”-Dach.

Renault 4 E-Tech - L'art de vivre electrique (Kurztest)

FAZIT:

Der neue Renault 4 E-Tech ist nicht bloß das nächste süße Retro-Auto, nicht die Wiedergeburt einer kargen Kiste und auch nicht irgendein schnuckeliger kleiner E-SUV.

Viel mehr ist er die elektroautomobile Umsetzung des französischen “L’art de vivre”. Mit ausreichend Leistung für alle Möglichkeiten und Unmöglichkeiten gerüstet, bietet er entspannenden Fahrgenuss par excellence zu leistbaren Preisen.

Das Leben ist schön!