Volvo EX30 – Wenn das Gute so viel Spaß macht
19.10.2025
Der mittlerweile in Europa gefertigte kleinste Volvo überzeugt mit Qualität, Fahrspaß und wohl weltbestem Preis-/Stil-Verhältnis.
Wenn wir es uns vor dem Fernseher gemütlich machen, den Film starten und sehen, wie jemand in einen Volvo steigt, dann wissen wir sofort: Das ist der Gute – und zwar egal, ob wir nun einen Hollywood-Schinken, eine deutsche Arztserie oder erst recht einen skandinavischen Film ansehen. Bei den Volvo-Fahrerinnen und -Fahrern erwartet uns stets Geborgenheit, ein Heißgetränk und eine warme Decke, auch wenn wir uns gerade in die Schlammpfütze gefallen sind, den Test in der Schule versaut haben oder schuldig geschieden wurden. Wer Volvo fährt, verzeiht, aber ignoriert nicht. Das ist ein Unterschied! Und so gute Menschen sie auch in den Filmen sind, sind sie doch keine Gutmenschen, die uns ein schlechtes Gewissen machen, weil wir es wieder nicht geschafft haben, unser veganes Essen im Jutesack heimzutragen. Lieber gehen sie mit uns fischen.
So, genug von diesen (Film)klischees! Ich durfte mir vom Autohaus Teuschl den elektrischen Volvo EX30 ausleihen und zwar in der “Offroad-Version” namens “Cross Country”, somit mit Allradantrieb und insgesamt 428 PS. Vor der Übergabe gab es natürlich wie immer einen Kaffee von der Rösterei “Kaffee Campus Krems”, der bekanntlich zu den besten des Landes zählt. Hält einen wach, macht es aber schwer, sich von den Klischees zu befreien.
Absolut gar nicht klischeehaft ist beim Volvo EX30 schon einmal die Außenlänge. Mit gerade einmal 4,23 Metern ist er der zweitkürzeste Volvo, der nach dem 2. Weltkrieg produziert wurde. Kürzer war nur der von DAF geerbte Volvo 66.
Trotzdem ist er unverkennbar ein Volvo, steht massig und vertrauenserweckend da. Wirklich bewundernswert, wie es die Volvo-Designer schaffen, unverkennbare und stets stimmige Modelle zu designen ohne dabei fad zu werden oder alle 15-20 Jahre zur Abwechslung der Exzentrik zu verfallen.
Die Farbe nennt sich übrigens “Cloud Blue” und ist gemäß der Volvo-Website von der “unvergleichlichen frischen Luft schwedischer Winterlandschaften” inspiriert. In Waldviertler Herbstlandschaften hat die Farbe aber auch recht gut ausgesehen. Alternativ gäbe es noch Weiß, Schwarz, Grau und “Sand Dune”. Letzteres ist ein Beigeton, der von den Sanddünen der schwedischen Westküste inspiriert ist.
Und es ist sicherlich kein Zufall, dass “Cloud Blue” und “Sand Dune” sehr stark an die auch in der aktuellen Baby- und Kleinkind-Mode angesagten Blau- und Beigetöne erinnern. Ich meine natürlich bei der qualitativ und ökologisch hochwertigen Mode, nicht bei der von Merchandising geprägten Fast Fashion.
So klein der Volvo außen ist, so groß ist er innen. Der emanzipierte Papa nimmt auch gerne einmal auf der Rückbank Platz, um sich mit dem Nachwuchs zu unterhalten, während die Mama fährt.
Der Kofferraum ist mit 400 Liter für die Klasse auch ganz ordentlich. Wir dürfen nicht vergessen, auch wenn der Volvo EX30 recht erwachsen und stämmig wirkt, spielt er doch in der Klasse der auf Kleinwagen basierenden SUVs mit. Seine Mitbewerber sind somit VW T-Cross, Renault Captur & Co.
Im Gegensatz zur Benzin-Konkurrenz hat der kleine Schwede jedoch einen Frunk, dessen Deckel sogar eine Bildgeschichte von einer Begegnung mit einem Elch erzählt.
Apropos Schwede. Der EX30 wurde von Anfang an in China gebaut, seit kurzem werden die für uns bestimmten Fahrzeuge in Gent (Belgien) gefertigt und zwar mit erneuerbarem Strom und biomassebasierter Fernwärme.
Vor allem auf den vorderen Sitzen merkt man das einzigartige, schlichte skandinavische Design, das schon auf den ersten Blick fasziniert. Noch faszinierender ist es aber auf den zweiten Blick bzw. dann, wenn es darum geht, das Fahrzeug zu bedienen. Denn obwohl alles anders wirkt, findet man es doch sofort.
Der Großteil der Bedienung erfolgt übrigens über das große Display in der Mitte des Armaturenbretts, das auch die einzige Anzeige des Fahrzeugs sind.
Selbst die Geschwindigkeitsanzeige wurde hier untergebracht, Klimatisierung, Navi und Kameras sowieso. Aber auch hier: Alles leicht und sofort zu finden und während der Fahrt ohne viel Ablenkung bedienbar.
Die Kameras arbeiten perfekt, die Darstellung wirkt stets realistisch, nicht so skurril-verzerrt wie bei manchen Mitbewerbern. Entsprechend fällt einem Reversieren und Einparken leichter als mit einem Rasenmähertraktor.
Rückspiegel gibt es natürlich auch noch und die sind markentypisch ohne Rahmen, was das Reinigen ungemein erleichtert.
Kleiner Design-Gag: Dort wo bei einem Verbrenner der Kühlergrill wäre, ist bei den “Cross Country” keine glatte Fläche, stattdessen ein dunkles Kunststoffteil mit stilisierten Höhenlinien. Ähnliche Ideen hatte man wohl zeitgleich auch in Rumänien, gab es aber als Aufkleber im Campingzubehörhandel sowie auf Sportbekleidung schon vor mehr als 10 Jahren und findet sich auch auf meiner heißgeliebten National Geographic-Fototasche. So diskret und stilvoll wie Volvo hat es aber noch niemand umgesetzt.
So, kommen wir nun zum Fahren. Insgesamt 428 PS und 543 Nm sind schon eine ordentliche Nummer und erlauben einen Sprint von 0 auf 100 km/h in 3,7 Sekunden in der Cross-Country-Ausstattung. In der normalen Ausstattung geht es sogar 0,1 Sekunde schneller. Das sind derzeit absolute Spitzenwerte in der Klasse. Dennoch fühlt sich der Volvo stets harmonisch an und nicht im geringsten rabiat, so wie sein “wildester” Mitbewerber der Abarth 600e, der mit seinen 280 PS über 2 Sekunden länger braucht.
Nicht zuletzt dank zahlreicher elektronischer Helferlein ist der EX30 stets gut zu beherrschen und nicht aus dem Konzept zu bringen, zieht perfekt seine Bahnen, wobei er seine Hochbeinigkeit natürlich nciht ganz verbergen kann. Der Hecktriebler, der wie ich Volvo kenne, sicher keine Heckschleuder ist, wird mit 272 PS sicher auch noch mehr als ausreichend motorisiert sein und beschleunigt immer noch geringfügig besser als der Abarth.
Beim Fahren habe ich nur einen kleinen Kritikpunkt. Elektronische Bergabfahrhilfe und sonstige Helferlein hin und her. So ein E-Motor mit 428 PS geht trotzdem ganz schön ab und auf schmalen Waldviertler Waldwegen hätte ich mir beim Bergabfahren schon gewünscht, dass das Gaspedal etwas weniger sensibel anspricht. Das ist jetzt aber schon Kritik auf sehr, sehr hohem Niveau.
Auf normalem Niveau war der Verbrauch. Die 17,5 kWh/100 km lt. WLTP habe ich zwar nicht geschafft, blieb aber stets unter 20. Mit bis zu 450 km Reichweite ist der Allradler voll reisetauglich, der Hecktriebler mit dem gleich großen 69 kWh-Akku soll gar 479 km schaffen, mit dem kleineren 51 kWh-Akku immer noch 337 km, was für den Alltag völlig ausreichend ist.
Überraschend ist auf jeden Fall der Preis, vor allem des Hecktrieblers mit kleinem Akku. Den gibt es in Österreich bereits ab 34.890 Euro, derzeit läuft sogar eine Aktion mit 29.990 Euro. Da gibt es schon etliche normale Benzin-Kleinwagen mit 150 PS, die mit halbwegs gleichwertiger Ausstattung mehr kosten. Mit großem Akku und Heckantrieb ist man dann schon leicht über 41.000 Euro, Allrad gibt es ab knapp über 47.000 Euro und den Cross Country ab knapp über 52.000 Euro.
Klar gibt es um den Preis dann auch Autos mit mehr Platz oder mehr Reichweite oder mehr Geländefeatures und auch schon die größeren elektrischen Volvos EX40 und EC40.
Dennoch ist der EX30 in jeder Variante ein stimmiges und wertiges Gesamtpaket, das jeden Cent auch wert ist.
Fazit
Auch der kleine Volvo EX30, den es derzeit mit kleinem Akku sogar zum Sensationspreis gibt, ist zu 100% ein Volvo, überzeugt mit hoher Qualität, durchdachtem Design, hohem Wohlfühlfaktor und natürlich umfassenden Sicherheitsfeatures. Geborgenheit und gutes Gewissen inklusive.
Kurzum: Ein mehr als nur gutes Auto, das für viele eine mehr als nur gute Wahl ist.
Schön, dass das Gute auch so viel Spaß machen kann!
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