Internet-Boom vs. GenAI-Boom: die großen Unterschiede

Internet-Boom vs. GenAI-Boom: die großen Unterschiede

05.04.2025

Als jemand, der den Internet-Boom (genauer gesagt den WWW-Boom) um die Jahrtausendwende miterlebt und aktiv mitgestaltet hat, sowie einige Jahre im Bereich Markt- und Trendanalyse tätig war, stellt sich für mich die Frage: Was ist beim Boom der Generativen KI ähnlich – und was ist anders?

Kein Trend kam aus dem Nichts

Weder das WWW noch Generative KI sind aus dem Nichts entstanden. Beide basieren auf technologischen Entwicklungen, die über Jahrzehnte hinweg den Weg ebneten.

Jede neue Technologie folgt dem Hype-Zyklus

Fast jede neue Technologie durchläuft den Hype-Zyklus nach Gartner.  (Wichtig: Die Y-Achse zeigt Aufmerksamkeit an, nicht Umsatz- oder Nutzerzahlen!) Vielleicht erinnern Sie sich noch an das „Tal der Enttäuschungen“ des WWW-Booms, sichtbar in der Dotcom-Blase. Ähnlich verhält es sich aktuell mit der E-Mobilität, die sich in dieser Phase befindet. Auch Generative KI wird dieses Tal der Enttäuschungen durchlaufen – das ist unvermeidbar. Doch danach folgt das „Plateau der Produktivität“: die Phase des breiten, praktischen und meist unspektakulären Alltagsnutzens.

Explosionsartige Verbreitung

Das kommerzielle WWW startete 1990, und nach zehn Jahren gab es weltweit 93 Millionen User. Das war damals atemberaubend, wenn man bedenkt, dass es vom Automobil bis zu einem  globalen Bestand von 100 Millionen ganze 70 Jahre dauerte.

Bei ChatGPT war die Entwicklung sogar noch rasanter: Die erste Million Nutzer wurde in nur fünf Tagen erreicht, die Marke von 100 Millionen in gerade einmal zwei Monaten!#

Jeder hat das Werkzeug

Am Anfang des WWW-Booms war ein eigener PC noch längst nicht selbstverständlich, und wer einen besaß, musste zusätzlich ein Modem kaufen und dieses an den Telefonstecker anschließen – falls ein solcher überhaupt vorhanden war. In vielen Haushalten waren Telefone damals direkt an die Leitung angeschlossen, ohne Steckverbindung. In solchen Fällen musste man zunächst einen Telefonstecker beantragen und oft gleichzeitig ein neues Tastentelefon mieten (!), da das alte Wählscheibentelefon nicht mehr kompatibel war. Die Miete für das neue Telefon war natürlich teurer, und bis der Telefonstecker schließlich montiert wurde, konnten Monate vergehen.

Heute hingegen haben die meisten Menschen weltweit Zugang zum Internet. Selbst in indischen Slums, südafrikanischen Townships und südamerikanischen Favelas kann die Mehrheit der Menschen innerhalb weniger Minuten, wenn sie möchte, zumindest die kostenlosen Versionen von Tools wie ChatGPT, Copilot und anderen KI-Anwendungen nutzen.

Sofortige Auswirkungen

Noch beeindruckender ist jedoch die sofortige Wirkung, die Generative KI entfaltet. Im Jahr 2000 war es für viele Unternehmen noch kein Problem, keine Website zu haben. Es gab genügend alternative Vertriebswege, und Online-Bestell- oder Reservierungssysteme waren kostspielig und selten. Selbst heute existieren Firmen, die ohne Website gut zurechtkommen.

Bei Generativer KI ist das anders. Hier führen Verbesserungen unmittelbar zu Wettbewerbsvorteilen:

  • Optimierte Facebook-Werbung: Texte, die mit ChatGPT optimiert wurden, können die Performance verdoppeln – oder die Kosten halbieren.
  • Gezielte Ansprache: Wenn ein Mitbewerber durch KI die Sprache seiner Zielgruppe besser trifft, ist der Vorteil sofort spürbar.
  • Effizientere PR-Arbeit: Dank Tools wie Microsoft Copilot können Presseaussendungen schneller, häufiger und fehlerfrei erstellt werden – was direkte Auswirkungen auf die Sichtbarkeit eines Unternehmens hat.

Natürlich birgt der Einsatz von Generativer KI auch Risiken. Einfach Texte von einer KI erstellen zu lassen, kann nach hinten losgehen – im besten Fall wirken sie nur unauthentisch. Der Schlüssel liegt darin, mit der KI zu arbeiten, nicht sie für sich arbeiten zu lassen. Das erfordert Wissen und Übung – und genau dabei kann ich helfen.

Hinweis: Dieser Artikel erschien erstmalig im November 2024 auf kiwini.eu!