KI und die Weltherrschaft - die wahre Gefahr!

KI und die Weltherrschaft – die wahre Gefahr!

26.03.2025

Herr K. (Name geändert) hält nicht viel von „der KI“. Niemals würde er ein Bild von DALL-E generieren oder ein Gedicht von ChatGPT schreiben lassen. Schließlich, so glaubt er, würde er damit dazu beitragen, dass Künstliche Intelligenz die Weltherrschaft übernimmt.

Doch angenommen, KI wäre tatsächlich in der Lage, die Weltherrschaft an sich zu reißen, dann würde sie das wohl kaum von Herrn K.s Nutzung abhängig machen. Aber ist KI überhaupt dazu in der Lage?

Die Antwort lautet: Nein. Zumindest nicht jetzt und auch nicht in absehbarer Zukunft. „Die KI“ als solches gibt es ohnehin nicht. Künstliche Intelligenz ist kein einzelnes Programm wie etwa Microsoft Word, sondern ein umfassender Fachbereich – vergleichbar mit Textverarbeitung oder Bildbearbeitung. Der aktuelle KI-Boom ist vor allem darauf zurückzuführen, dass man sich von der Idee einer Allgemeinen Künstlichen Intelligenz (AGI – Artificial General Intelligence) entfernt hat und stattdessen spezialisierte Teilbereiche entwickelt hat:

  1. Diskriminative Künstliche Intelligenz – Dazu gehören Systeme wie die Verkehrszeichenerkennung oder Abbiegeassistenten.
  2. Generative Künstliche Intelligenz – Das ist der Bereich, der Texte, Bilder, Programmiercode oder Audio erzeugt, wie auf dieser Website thematisiert.

Auch wenn es Plattformen gibt, die Texte, Bilder und andere Inhalte erzeugen können, basieren die zugrunde liegenden KI-Modelle auf höchst unterschiedlichen Mechanismen.

Kein „Terminator“-Szenario in Sicht

Es ist allgemein bekannt, dass KI enorme Rechen- und Speicherressourcen benötigt und besonders beim Training einen hohen Energieverbrauch hat. Zwar gibt es eingebettete Systeme, die ohne ständige Internetverbindung auskommen, wie etwa die erwähnte Verkehrszeichenerkennung. Doch diese Systeme sind in ihrer Funktion stark begrenzt, wurden einmal trainiert und können nicht eigenständig dazulernen – letzteres wäre aber wohl eine Voraussetzung, um die Weltherrschaft zu erlangen. Ein „Terminator“ bräuchte nach heutigem Stand Hallen voller Server und ein eigenes Atomkraftwerk, um zu funktionieren – ein unrealistisches Szenario.

Weit wichtiger ist jedoch: KI, wie wir sie heute kennen, ist weder wirklich künstlich noch tatsächlich intelligent. Sie wurde von Menschen entwickelt und besitzt weder Bewusstsein, Absichten noch Eigeninteressen. KI will nichts, fühlt nichts und tut nur das, wozu sie programmiert wurde und was ihr Menschen befehlen.

Proaktive Regulierung und ethische Kontrolle

Die Menschheit hat mittlerweile durchaus auch etwas dazugelernt. Während Technologien wie das Internet oder Social Media erst nach ihrer massenhaften Verbreitung reguliert wurden, wurde KI von Anfang an von ethischen Diskussionen begleitet. Große Anbieter wie Google, Microsoft und IBM haben Ethik-Kommissionen eingerichtet, und die EU hat mit dem AI Act frühzeitig Regelungen für den Umgang mit KI geschaffen. Auch wenn ein bestimmter Technologie-Milliardär gerne freie Hand hätte, bleibt die Mehrheit der Anbieter der ethischen Verantwortung verpflichtet.


 

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Die wahren Gefahren

Während Herr K. sich auf seinem vermeintlich ethischen Nichtnutzen von KI ausruht, scrollt er durch Facebook und teilt Sharepics von regierungs-, EU-, wissenschafts- oder klimaschutzkritischen Seiten, die ihm in den Feed gespült werden. Später geht er auf TikTok und konsumiert ähnliche Inhalte, die er fleißig weiterverbreitet. Wieder zurück auf Facebook gibt er Fotos von „Omas mit Pfirsichcremetorten“ oder angeblichen Erinnerungen an „harte Kinderarbeit in den 1950ern“ ein „Gefällt mir“. Ja, früher war alles besser.

Dabei merkt Herr K. nicht, wie stark er durch KI-basierte Algorithmen manipuliert wird. Hätte er sich mit KI beschäftigt, wüsste er vielleicht, dass die Oma mit der Pfirsichcremetorte nicht in einem deutschen Altersheim sitzt, sondern in Algerien generiert wurde oder dass die talentierte Kinderzeichnung genauso wenig echt ist wie das Kind selbst. Doch das größte Problem sind nicht die KI-generierten Inhalte, sondern die Funktionsweise der Plattformen, die ihn durch Algorithmen immer tiefer in eine Welt voller Hass, Wut, Frust und Angst ziehen.

Diese Algorithmen sorgen dafür, dass Herr K. vor allem Inhalte sieht, die seine bereits bestehenden Ansichten bestätigen. Mit der Zeit glaubt er, alle Menschen würden so denken wie er. Schließlich zeigt ihm die Plattform auch fast nur noch Meldungen von Menschen, die so denken wie er. In der Wahlkabine entscheidet er sich für eine Partei, die diese Gedanken aufgreift. Dass diese Partei am Ende nur ein Drittel der Stimmen erhält, kann er kaum glauben – und teilt prompt Beiträge über angebliche Wahlmanipulationen.

Ein gefährlicher Teufelskreis

Diese Mechanismen sind heute vor allem am rechten politischen Rand sichtbar, können aber ebenso in linken Kreisen oder extremen religiösen Gruppierungen wirken. Herr K. selbst ist zwar wütend, doch nach ein paar Bier schläft er friedlich ein. Zudem hat er noch Gartenarbeit und andere Hobbys, die ihm Halt geben und die ihn beschäftigen.

Doch was wäre, wenn Herr K. in der Blüte seines Lebens stünde – voller Kraft, aber ohne Arbeit, ohne Perspektive auf eine Partnerin und 16 Stunden täglich in sozialen Medien unterwegs? Dann könnte es passieren, dass aus radikalen Gedanken blutige Taten werden.

Fazit

Die wirkliche Gefahr liegt nicht in der KI selbst, sondern in ihrer Anwendung. Während Herr K. glaubt, die Nutzung von KI sei ethisch fragwürdig, merkt er nicht, wie stark er bereits durch KI beeinflusst wird. Ein reflektierter Umgang mit Medien und Technologie ist entscheidend, um ihre positiven Potenziale zu nutzen und die negativen Einflüsse zu minimieren.

Hinweis: Dieser Artikel erschien erstmalig im November 2024 auf kiwini.eu.


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